Probleme beim Wasserlassen werden mit dem Lebensalter kontinuierlich häufiger. In Österreich leidet jeder dritte Mann ab dem 50. Lebensjahr an diesen Beschwerden, was bedeutet, dass über 330000 Männer davon betroffen sind.
Wie zeigen sich diese Beschwerden?
Es lassen sich zwei Gruppen an Beschwerdebildern identifizieren:
Sogenannte irritative Symptome wie plötzlicher Harndrang, nächtlicher Drang zum Wasserlassen oder der unstillbare Harndrang, wenn Wasser läuft, gehören zu diesen Beschwerden.
Die zweite Gruppe sind sogenannte Speicherstörungen. Das Gefühl, die Harnblase nach der Miktion nicht vollständig entleert zu haben, schwacher Harnstrahl oder die deutlich verlängerte Miktionszeit zählen dazu. Häufig haben all diese Beschwerden auch Einfluss auf das alltägliche Leben. Viele Männer ziehen sich aus dem Alltagsleben zurück, planen ihre Wege nach der Lage von Toiletten, gehen in keine Konzerte oder vermeiden längere Auto- oder Autobusfahrten. Soziale Isolierung bis hin zur Einsamkeit können die Folge sein.
Welche Untersuchungen sollten durchgeführt werden?
Im Vordergrund steht zunächst eine ausführliche Erhebung der Krankengeschichte und auch eine der laufenden Medikamente. Die Untersuchungen umfassen eine Harnstrahlmessung, eine Harnanalyse, eine Ultraschalluntersuchung der Niere und des Restharnes (das ist die Menge des Harns, der nach dem Wasserlassen in der Blase verbleibt), die Bestimmung der Größe der Prostata und letztendlich die Bestimmung des PSA Wertes (Prostataspezifisches Antigen) mittels Blutabnahme.
Welche Therapiemöglichkeiten bestehen?
Eine Umstellung der Trinkgewohnheiten und die eventuelle Umstellung von Medikamenten bringen häufig eine Erleichterung.
Medikamente
Die sogenannten Alpha 1 Rezeptorblocker führen über eine Entspannung der glatten Muskulatur des Blasenhalses und der Prostata. Der Ansatzpunkt ist das vegetative Nervensystem (Sympathicus). Diese Medikamente sind im Allgemeinen gut verträglich, wobei die Hauptnebenwirkungen eine Reduktion des Blutdrucks und eine sogenannte retrograde Ejakulation, das bedeutet, dass bei Organsums das Ejakulat in die Blase geht, umfasst. Von zahlreichen Studien ist bekannt, dass diese Medikamente im Laufe der Jahre ihre Wirksamkeit verlieren (bereits nach zwei Jahren bei 40 % der betroffenen Männer).
Die 2. Gruppe ist die der sogenannten 5 Alpha Reduktase Inhibitoren. Über einen hormonalen Ansatzpunkt kommt es im Laufe von Monaten zu einer Reduktion des Prostatavolumens und somit zu einer Verbesserung des Harnstrahles und zu einer Reduktion des Restharnvolumens. Hauptnebenwirkungen sind eine Beeinträchtigung der Erektionsfähigkeit und ein Versiegen des Samenergusses. Auch eine sogenannte Gynäkomastie (Brustwachstum, Schmerzen in der Brust) wird berichtet.
Ein neuer Therapieansatz ist Tadalafil. Diese Substanz ist eigentlich in der Therapie von Erektionsproblemen etabliert. In Studien konnte auch die Effizienz bei Miktionsproblemen nachgewiesen werden und stellt somit eine gute Therapiemöglichkeit dar. Männer haben ja häufig nicht nur Probleme beim Wasserlassen, sondern auch Erektionsprobleme.
Operative Möglichkeiten
Wenn die Therapie mit Tabletten nicht ausreicht, ist eine Operation unumgänglich. Hier sind mehrere Möglichkeiten gegeben:
Die Operation der Prostata durch die Harnröhre (transurethrale Resektion der Prostata) stellt den Goldenen Standard dar. Diese Operation ist die häufigste für Männer ab dem 50. Lebensjahr und ist mit einem kurzen Spitalsaufenthalt verbunden. Andere Methoden (Laseroperationen- Greenlightlaser, Holmiumlaser, Wasserdampfablation) machen sich das gleiche Prinzip zu eigen: durch Reduktion von Prostatagewebe in der Harnröhre wird der Harnstrahl besser und der Restharn wird reduziert. Letztendlich sind alle diese Methoden in erfahrenen Händen gleichwertig.